Mädelsabend steht an, und diesmal bietet mein trautes Heim
Platz für die Runde. Für mich steht fest, der Hauptakteur meines Menüs soll die
Nachspeise sein – ein Espresso-Schokoladen-Törtchen. Aber nicht irgendeines, nein, das von "Ein klitzeklein(es) Blog". Aber vorher? -sollte der Abend
„leicht“ beginnen um ihn dann mit einer Kalorienbombe abschliessen zu können. Der
Entschluss wird nach einigem Hin und Her gefasst, es gibt einen
Herbstlichen Salat.
Die Zutaten hierfür finde ich auf meiner Einkaufstour am Wochenmarkt.
Ich hoffe auf reife Feigen – alles andere ergibt sich dann spontan beim
Gemüsehändler meines Vertrauens. Und so wandert nach gründlicher Inspektion
einiges in meinen Rucksack – letztenendes viel mehr als gedacht. Aber wenn
einem das Gemüse so frisch und knackig anlacht, die vielen verschiedenen Farben
anspringen und erst der Duft von Erde, Äpfel, Birnen, Nüssen, Karotten,
Kohlsprossen, Petersilie und noch mehr in die Nase steigt, da kann man doch
einfach nicht nein sagen, oder? Am Markt entstehen die wildesten Kreationen in
meinem Kopf, die es alsbald zu kochen und probieren gilt, und das will ich
gleich heute Abend tun.
Wenn der Gemüsehändler zufällig einmal Zeit hat und nicht
einen Kunden nach dem anderen bedienen muss, dann erfährt man auch so einige
Tips und Lieblingsrezepte. Aber die Menscheschlange hinter mir wird immer
länger und somit mache ich Platz für andere Kunden. Beim Türken finde ich dann
tatsächlich die sehr reifen und aromatischen Feigen, aber meine Augen bleiben
immer wieder an einer Fenchelknolle hängen. Die muss doch wohl noch Platz in
meinem Rucksack finden! Orangen und Fisolen lasse ich diesmal zurück – ich
wüsste auch gar nicht mehr wo ich die noch unterbringen sollte! „Aber das
nächste Mal…!“ denke ich mir und gehe weiter. Die Schlepperei nach Hause ist
wirklich kein Pappenstiel, aber die Vorfreude auf den Abend lässt mich den
Gedanken an ich weiß nicht wieviele Kilos Gemüse am Rücken verdrängen. Wie
geht’s jetzt weiter? Nach ein wenig Grübeln ergibt sich aus einem kleinen Teil
des Einkaufs folgendes Rezept für 5 Personen:
2 Hand voll Vogerlsalat
½ Grazer Salat
9 Feigen
1 große Fenchelknolle
1/8 l warmes Wasser
1 kleine Hand voll Pinienkerne
Olivenöl
Zwetschkenessig
Honigsenf (Maille au Miel)
Zitronensaft
Honig
Salz
gemahlener Kümmel
Chilisalz
Pfanne mit Deckel
Feuerfeste Form
verschliessbares Glas
Die Salate waschen und in mundgerechte Stücke zupfen. Beim Vogerlsalat kann es durchaus sein, dass noch Wurzeln dran hängen, diese entferne ich immer. Danach alles trocken schleudern. Die Pinienkerne bei niedriger Temperatur in einer Pfanne leicht bräunen. Dabei die Pfanne nicht aus den Augen lassen, da die Pinienkerne sonst leicht verbrennen können. Die Kerne nicht dunkel bräunen, denn durch das Braten sind sie noch länger heiß und ziehen noch nach. Dunkel gebräunte Kerne könnten daher später bitter schmecken. Den Fenchel waschen, das Grün abschneiden (ein bisschen für den Salat aufheben und klein hacken) und die Knolle in ca. 0,5 cm breite Scheiben schneiden. Öl in einer Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen, die Fenchelscheiben einlegen und ca. 1 Minute je Seite anbraten. Während der Fenchel auf der 2. Seite brät mit Salz und etwas Chili sowie Kümmel würzen. Mit 1/8 l warmen Wasser ablöschen, Deckel auf die Pfanne setzen und ca. 5 Minuten dünsten. Die Feigen waschen, eventuell den Stielansatz entfernen und dann dort kreuzweise einschneiden, die Schnittflächen auseinander drücken, salzen, mit Honig überziehen (ca. ½ Teelöffel pro Feige) und in eine feuerfeste Form setzen. Bei 200 C° Oberhitze für ca. 5 Minuten im oberen Drittel in den Ofen stellen und „überbacken“ lassen. Für die Marinade 12 Esslöffel Essig, 24 Esslöffel kaltes Wasser, einen Spritzer Zitronensaft, einen Teelöffel Honigsenf, 1-2 Teelöffel Honig, 2 Esslöffel Olivenöl sowie Salz in ein verschliessbares Glas geben. Deckel aufsetzen und alles kräftig durchschütteln. Den Salat vermengen und auf einer Platte anrichten, die warmen Fenchelscheiben und Feigen darauf verteilen, mit dem gehackten Fenchelgrün sowie den gebräunten Pinienkernen bestreuen, Marinade darüber gießen und am besten frisch bzw. lauwarm mit einem Butterbrot genießen.
Ich war selbst erstaunt wie toll dieser Salat geschmeckt hat,
und Ratz-Fatz war alles leergegessen. Selbst vom anfangs kritisch beäugten
Fenchel blieb nichts übrig.
Auch ich habe lange keinen Fenchel gegessen, denn allein die
Erinnerung an Fenchel- bzw. Anistee ließ mir Gänsehaut auflaufen. Selbst jetzt
noch möchte ich am liebsten den Raum fluchtartig verlassen, wenn ich diesen Tee
auch nur rieche. Gott sei Dank habe ich mich aber vor einigen Jahren dazu
aufgerafft dem Gemüse doch wieder eine Chance zu geben, und was soll ich sagen:
ich hab mich neu verliebt. Richtig gewürzt ist Fenchel für mich mittlerweile
eine absolute Leibspeise geworden, egal ob karamellisiert, in Suppenform oder
in der Gemüsepfanne. Nur als Tee…
Eure
Frau Wiese
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